Blick über einen Weinberg von Tavel mit großen Kieselsteinen
Blick über einen Weinberg von Tavel mit großen Kieselsteinen

Tavel

Die besten Roséweine Frankreichs

Wenn die Deutschen an französischen Roséwein denken, kommt ihnen als Erstes die Provence in den Sinn. Hier wird zwar die größte Menge produziert, der wohl beste Rosé Frankreichs stammt aber aus Tavel. Die vergleichsweise kleine Appellation befindet sich rund um die gleichnamige Stadt an der südlichen Rhône, am rechten Ufer des Flusses, zwischen Nîmes und Châteauneuf-du-Pape. Die hier produzierten Rosés sind vollmundig, komplex, kräftig, würzig, haben ein erstaunlich hohes Lagerpotenzial und nur wenig mit gewöhnlichem Rosé gemein.

 

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Der Weg zur eigenen Appellation

Bereits im 12. Jahrhundert betrieben die Mönche der Abtei Saint-André de Villeneuve-lès-Avignon Weinbau um Tavel. Zu jener Zeit schätzte man hellrote und gleichzeitig vollmundige, aromatische Rotweine. Dank der außerordentlichen Qualität der Tavel-Weine wurden sie sogar am französischen Hof serviert. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gemeinde bereits 1716 ihren ersten Antrag für Ursprungsschutz stellte. Zwar waren die Winzer der Gemeinde ihrer Zeit voraus, doch sie ließen nicht locker. Denn die große Nachfrage nach den Weinen führte dazu, dass Winzer in den umliegenden Regionen das Produkt der Tavellaner kopierten und ebenfalls unter dem Label Tavel verkauften. Schließlich beantragte der 1902 gegründete Erzeugerverband von Tavel im Jahr 1928 erneut den Schutz des Anbaugebiets. 1937 war es dann endlich soweit und Tavel erhielt den Status einer eigenen Appellation d’Origine Contrôlée per Gerichtsbeschluss. Entgegen der aufkommenden Mode farbkräftiger Rotweine, entschied man sich, den eigenen Wurzeln treu zu bleiben und ausschließlich die Produktion von Weinen hellroter Farbe zuzulassen, die mangels eigener Kategorie dem Rosé zugeordnet wurden. Die erste kontrollierte Ursprungsbezeichnung für französischen Rosé war geschaffen.

 

Böden, Klima und Lagen von Tavel

Eine Genossenschaftskellerei und 40 Winzer bearbeiten heute ihre Reben auf einer Fläche von ca. 930 Hektar. Das Klima ist mediterran geprägt und 2700 Sonnenstunden im Jahr sorgen für eine exzellente Reife der Trauben.

In der Appellation Tavel lassen sich 3 unterschiedliche Bodentypen unterscheiden. Westlich der Gemeinde, im Tal Vallet de Malaven, dominiert ein steiniges Terroir mit Kalksplittern, die aus dem Mesozoikum stammen. Auf diesen Flächen entstehen mineralische und finessenreiche Grundweine. Im Osten des Dorfes findet man dagegen vor allem lehmhaltige Böden, die mit faustgroßen Kieselsteinen bedeckt sind und denen in Châteauneuf-du-Pape ähneln. Das sorgt für vollmundige, reichhaltige und kräftige Grundweine. Im Norden der Appellation besteht der Boden aus feinem, gelbem Sand, der für fruchtig-elegante Basisweine sorgt.

 

Die Weine aus Tavel

Die unterschiedlichen Böden und ihr Einfluss auf die Weine erklären, warum es sich bei Tavel meistens um einen Verschnitt von Trauben unterschiedlicher Terroirs handelt. Grenache, Cinsault, Syrah, Clairette, Piquepoul, Calitor, Bourboulenc, Mourvèdre und Carignan sind für die Produktion der Roséweine zugelassen. Nach der Lese durchlaufen die Trauben eine Maischestandzeit von 12 bis 36 Stunden, die für die charakteristische hellrote Farbe und aromatische Komplexität der Weine sorgt. Die Weine erinnern eher an einen leichten Rotwein als an einen gewöhnlichen Rosé. Sie sind vielseitige Essensbegleiter. Egal, ob in der trendigen Weinbar, im geselligen Bistro oder im gehobenen Restaurant – Tavel Rosé macht immer eine gute Figur. Und das wissen auch die Franzosen, weshalb sie zwei Drittel ihrer Produktion lieber selbst trinken.