Savennières

Die großen Weißweine von den schwarzen Böden

Für ein Weingebiet, das nach einem Fluss benannt ist, erstaunt, wie selten im Weingebiet Loire tatsächlich von den Weinbergen auf den namensgebenden Fluss hinabgeschaut werden kann. Anders als an Mosel, Rhein oder Rhône muss der Fluss zumeist irgendwo hinter einer Hügelkette oder einer dichten Baumreihe erahnt werden. Die Appellation Savennières im Anjou bildet da mit ihren südlich ausgerichteten Hängen, die am rechten Ufer bis zu 40 Meter über der Loire thronen, eine der wenigen Ausnahmen. 

 



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Diese Ausnahme gründet in den Umstand, dass sich ein wenig ostwärts die Übergangszone vom L’Anjou Blanc zum L’Anjou Noir befindet. Während das östliche Gebiet des Anjou vor allem aus erosionsanfälligen Kalksteinböden besteht, von dessen heller Farbe das L’Anjou blanc seinen Namen erbte, dominiert in Savennières der deutlich widerstandsfähigere Glimmerschiefer. Dessen dunkle Farbe stiftete den Namen L’Anjou Noir. Und während im L’Anjou blanc Erosionsprozesse das Flussbett nach und nach verbreitert und die angrenzenden Hügel abgeschliffen haben, sorgt der robustere Glimmerschiefer im L’Anjou Noir dafür, dass der Fluss hier in einem engeren Bett verläuft und die Hänge steiler zum Fluss hinabfallen – und den Blick auf die Loire freigeben.

 

Die drei Charakteristika der Weine aus Savennières

Auf einem acht Kilometer langen Streifen erstreckt sich die Appellation Savennières am rechten Ufer über ein Plateau, das von drei kleinen Tälern unterteilt wird, die Coulée heißen. Hier befinden sich mit dem Coulée de Serrant und der Roche-aux-Moines zwei kleine Enklaven, die jeweils einen eigenen Appellationsstatus haben und als inoffizielle Crus der Loire gelten. Die rund 150 Hektar Rebfläche sind ausschließlich mit der Rebsorte Chenin blanc bestockt. Aufgrund der steilen Hänge, ihrer südlichen Exposition, wegen der dunklen Böden, die die tagsüber gespeicherte Wärme nachts wieder abstrahlen und wegen der niedrigen Ertragsgrenzen entwickeln die Weine hier eine für die Region Loire einzigartige Kraft und Konzentration – das erste Charakteristikum eines typischen Savennières. Was nicht heißen soll, dass hier keine Weine mit nur 12,5 Prozent Alkoholvolumen entstünden, aber Alkoholgrade von über 14 Prozent sind - je nach Lesezeitpunkt – eher die Norm als eine Seltenheit.

Das zweite Charakteristikum der hiesigen Weine ist ihre mineralische Spannung, die sich mit zarten Bitternoten paart. Diese haben ihren Ursprung in den Gesteinsformationen von Savennières. Der örtliche Glimmerschiefer wurde bereits angesprochen. Hinzu kommt der nur schwer ins Deutsche zu übersetzende schiste-gréseux - ursprünglich ein Sandstein, dessen Struktur nach hydrothermalen Umwandlungsprozessen irgendwo zwischen Schiefer und Sandstein liegt. Außerdem finden sich hier Spilite, Phtanit und Quarz – allesamt metamorphen Ursprungs. Womit sich die Bodenformationen in Savennières deutlich von den Sedimentgesteinen der östlich von Angers gelegenen Loire-Regionen unterscheiden. Hinzu kommt ein flacher, sandiger, aeolischer Oberboden. Gemeinsam bilden sie die geologischen Zutaten für die Bereitung dieser vor Mineralität vibrierenden Chenins.

Das dritte Charakteristikum ist ihre Lebendigkeit, die letztendlich darin gründet, dass die Loire in einer klimatischen Grenzregion liegt, in der Qualitätsweinbau überhaupt noch möglich ist. Spätfröste stellen eine beständige Gefahr für die jungen Chenin-Knospen im vergleichsweise kühlen Savennières dar. Dementsprechend hoch geraten die Säurewerte. Überdies wird bei traditioneller Vinifikation der Biologische Säureabbau verhindert, weshalb die Weine zusätzlich von der schärferen Äpfelsäure statt der milderen Milchsäure geprägt werden.

 

Tradition und Innovation

Diese Kombination aus Konzentration und Säure verlangt eine jahrelange Flaschenreife, damit die Weine die Sprödheit und Kantigkeit ihrer Jugend verlieren. Dann aber verwandelt sich ihre anfängliche Kargheit in einen üppigen Aromenstrudel aus Quitte, weißen Blüten, Schlagsahne, dunklem Honig und Zitrusfrüchten, der einen einzigartigen hedonistischen Genuss verspricht

Ihnen fehlt die Zeit, um so lange zu warten? - Dann haben wir eine gute Nachricht für Sie. Auch in Savennières ist die Zeit nicht stehen geblieben. Neben den traditionell vinifzierten Weinen finden sich hier immer häufiger Weine, die einen Biologischen Säureabbau durchlaufen haben und sich deutlich früher trinkreif präsentieren. Weshalb wir empfehlen, sich ausreichend mit dem Saponaire der Domaine Ogerau einzudecken, um die Wartezeit auf den Clos de la Bergerie von Nicolas Joly genussvoll zu überbrücken.