Saint-Péray
Kleine Appellation mit großen Weißweinen
Die kleine nördliche Rhône-Appellation Saint-Péray liegt im Département Ardèche und wird durch Cornas im Norden, die Rhône im Osten und das Zentralmassiv im Westen begrenzt. In seiner 200-jährigen Geschichte konnte das Weinbaugebiet mit seinen herausragenden Weißweinen aus den Rebsorten Marsanne und Roussanne namhafte Liebhaber für sich gewinnen, darunter Persönlichkeiten wie Alphonse de Lamartine, Alphonse Daudet, Richard Wagner und Zar Alexander II.
Vom Weißwein zum Schaumwein und wieder zurück
Die Ruinen des Château de Crussol aus dem 13. Jahrhundert, die die Gemeinde Saint-Péray überragen, zeugt von der reichen Geschichte der Appellation. Weinbau wurde hier schon von den Römern betrieben und findet in den Werken von Plinius und Plutarch erste schriftliche Erwähnungen. Lange Zeit wurden die Weine vor allem vor Ort getrunken, bis im 18. Jahrhundert durch die zunehmende Flussschifffahrt Bewegung in den Handel kommt.
Wirklich bekannt wurde die Appellation aber erst im Jahr 1829, als der erste Korken des Saint-Péray-Schaumweins knallte. Drei Jahre zuvor hatte sich Louis-Alexandre Faure, der Sohn eines Weinhändlers, von den Experten des Champagner-Hauses Dom Pérignon über die besten Produktionsmethoden für sein neues Unternehmen beraten lassen und kurze Zeit später vinifizierte er seinen ersten Schaumwein durch traditionelle Flaschengärung. Der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte. In seiner Blütezeit übertraf der Ruf des Saint-Péray-Schaumweins, der damals noch die Bezeichnung Champagne de Saint-Péray tragen durfte, sogar den der Champagner. Besonderer Liebhaber des Schaumweins war der Komponist Richard Wagner, der sich im Jahre 1877, als er gerade an der Oper Parsifal arbeitete, per Eilpost 100 Flaschen nach Bayreuth schicken ließ. 80 Prozent der Produktion entfielen auf Schaumwein.
Doch nur zwei Jahre später raffte die aus Nordamerika eingeschleppte Reblaus auch in Saint-Péray einen Großteil der Rebstöcke dahin. Von 130 Hektar Rebfläche verblieben nur noch 60 Hektar. Zwar war die Nachfrage noch immer hoch, doch es stand schlicht nicht genug Traubenmaterial zur Verfügung, um diese zu bedienen. So entschieden sich die Winzer Trauben aus anderen Regionen hinzuzukaufen, was der Qualität der Weine zusetzte. 1936 erhielt das Weinbaugebiet den Status einer eigenen Appellation d'Origine Contrôlée. Dies brachte mit sich, dass die Trauben der hergestellten Weine nur noch aus den Lagen der Appellation stammen durften und die Winzer erhofften sich auf diese Weise die Qualität und den Ruf ihrer Weine wiederherzustellen.
Doch bis in die 80er-Jahre verfiel die Appellation in einen Dornröschenschlaf. Zu diesem Zeitpunkt standen nur noch 45 Hektar unter Reben und eine neue Generation von Winzern entschieden sich dazu den Fokus vorerst auf ihre Kernkompetenz zu legen – die Herstellung von weißen Stillweinen. Erst in den 2000er Jahren beschäftigte man sich wieder ernsthaft mit Schaumweinen.
Böden und Klima von Saint-Péray
Heute stehen wieder 115 Hektar voller Reben, die von 35 Winzern bearbeitet werden. Die Trauben wachsen auf einem für die nördliche Rhône außergewöhnlich kalkhaltigen Terroir, doch es finden sich auch Granit, Mergel und Löss. Zwar werden die Rebstöcke weitgehend von den kalten Winden des Mistral verschont, doch sie profitieren dennoch von einem relativ kühlen Mikroklima, das für gute Säurewerte in den Trauben sorgt.
Die Weine von Saint-Péray
Heute entfallen wieder 60 Prozent der Produktion auf Weinweine aus den Rebsorten Marsanne und Roussanne. Die restlichen zehn Prozent machen die Schaumweine aus. Rotweine werden nicht hergestellt. Die Weißweine von Saint-Péray stehen seit jeher für Finesse und Eleganz. Es ist wohl der schönste Ausdruck der Marsanne- und Roussanne-Trauben. Die Rebsorten fühlen sich auf den kargen, warmen Böden der Hanglagen des nördlichen Rhonetals besonders wohl.
Marsanne zeichnet sich durch eine breite Aromapalette aus, die von getrockneten Aprikosen, Quitten und Zitrus, über Akazienhonig, Veilchen und Nüsse bis hin zu Gewürzen reicht. Roussanne ist dagegen etwas feiner und besticht mit Noten von Weißdorn, grünem Kaffee und dezenter Narzisse. Als Cuvée vinifiziert, ergeben sich körperreiche und dennoch mineralisch, frische Weißweine von großartiger Balance.
Der französische Komponist Marc-Antoine Désaugiers schrieb 1807: „Für Sie, meine Damen, werde ich den Saint-Péray singen. Er ist bekannt als ein Wein für Damen, weil er so perfekt ist. Das Veilchen, das er verströmt, macht den Geschmack köstlich. Und man kann sagen, er gleicht dem Nektar, den die Götter trinken.“ Dem haben wir nichts hinzuzufügen.