Elsass
Die Genießerhochburg am linken Rheinufer
Über etwa 100 Kilometer entlang des linken Rheinufers schlängelt sich die malerische Appellation Alsace von Colmar bis kurz vor Straßburg. Noch immer denken viele bei Elsässer Weinen an üppige Süße und traditionellen Weinbau. Doch die Gegenwart sieht ganz anders aus. Die neue Winzergeneration setzt auf Innovation, Frische und Eigenständigkeit in ihren Weinen und kaum irgendwo sonst in Europa ist die Zahl an biologisch oder biodynamisch arbeitenden Betrieben höher.
Die turbulente Geschichte des Elsass
Noch vor den Römern betrieben die Kelten Weinbau in der Region des Elsass, doch unter römischer Besatzung erfuhr das Gebiet eine wahre Blütezeit. Wie auch in anderen Weinregionen führten die Klöster die Weinbautradition im Mittelalter fort. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Rebfläche bis auf 30.000 Hektar an, was etwa der doppelten Größe von heute entspricht. Eine Zeit der Massenproduktion, in der aus produktiven Rebsorten von Flachen Lagen der Ebene saure, mit Wasser und Zucker angereicherte Weine ohne Struktur, Frucht oder Identität vermarktet wurden. Dies führte zu Imageverlust und Preisverfall. Hinzu kamen die Reblauskrise und der Echte Mehltau. Um dem zu begegnen, pflanzen die Massenproduzenten krankheitsresistente Direktträger-Hybrid-Rebsorten und begannen so die traditionellen Elsässer Rebsorten zu verdrängen, was die Lage weiter verschlimmerte. In den 1940er Jahren erreichte die Weinbaufläche mit 9.500 Hektar einen Tiefstand.
Doch glücklicherweise organisierten sich die elsässischen Winzer schließlich im Winzerverband Association des Viticulteurs d’Alsace, um die Qualität der Weine zu verbessern und das Weinbaugebiet wieder auf Erfolgskurs zu bringen. 1945 erhielt das Elsass den Status einer eigenen Appellation d'Origine Contrôlée. Dies bedeutete klare Regeln: Anbau an den Hängen anstatt in der Ebene, traditionelle Elsässer Rebsorten anstatt produktiver Rebsorten und Ertragsbegrenzung. 1953 wurde die 170 Kilometer lange Elsässer Weinstraße eingerichtet, die die leichte Erreichbarkeit von über 300 Weingütern ermöglichte und so den Tourismus ankurbelte. 1975 kam die AOC Alsace Grand hinzu und ein Jahr später die AOC Crémant d’Alsace für in traditioneller Flaschengärung hergestellte Schaumweine.
Böden und Klima des Elsass
Heute ist das Elsass wieder auf Erfolgskurs. Auf 100 Kilometer langen Streifen, der an seiner breitesten Stelle gerade einmal 3 Kilometer misst, stehen ca. 15.500 Hektar Reben. Während das Gebiet im Osten vom Rhein begrenz wird, liegen im Westen die Ausläufer der Vogesen. Das Mittelgebirge begrenzt den maritimen Einfluss und die von Westwinden getragenen Wolken regnen sich an der Westflanke der Vogesen ab. Dies macht das Elsass zum regenärmsten Weinbaugebiet Frankreichs mit gerade einmal 625 mm jährlichem Niederschlag im Durchschnitt. Die niedrige Feuchtigkeit verringert das Fäulnisrisiko und erleichtert so die biologische oder biodynamische Bearbeitung der Weinberge. Die hohe Temperatur-Amplitude im Herbst sorgt für eine langsame Reife der Weintrauben und begünstigt die Bildung komplexer Aromen bei gleichzeitigem Erhalt der Frische.
Die Reben wachsen in den süd- und südöstlich ausgerichteten Lagen der 200 bis 400 m hohen Hügel, die sich entlang des Bergmassivs aneinanderreihen. Ein wahres Mosaik verschieden Böden, das von Granit über Lehm, Schiefer und Sandsteinböden bis hin zu Kalk reicht, bietet den unterschiedlichen Rebsorten ideale Bedingungen, um ihren individuellen Charakter zu entfalten
AOC Alsace
Über 90 % der Rebfläche des Elsass entfallen auf weiße Rebsorten. Unter der AOC Alsace können Weine aus den Rebsorten Riesling, Gewürztraminer, Pinot Gris, Muscat, Pinot Blanc (hier auch Klevner), Auxerrois und Sylvaner reinsortig oder als Assemblage hergestellt werden. Für die Rosé- und Rotweine ist ausschließlich die Rebsorte Pinot Noir zugelassen. 14 Gemeinden ist es erlaubt, zusätzlich den Gemeindenamen auf dem Etikett anzugeben. Wird zudem noch der Name des Lieux-dits, also der Parzelle angegeben, gelten noch strengere Produktionsvorschriften, um sicherzustellen, dass die einzigartigen Eigenschaften des Terroirs, sowie der Rebsorte zum Ausdruck kommen. Abgefüllt werden die Weine in der für die Region typischen, langen „Elsässer Flöte“.
AOC Alsace Grand Cru
Die Weine aus den 51 besten Lagen des Elsass, die sich durch ihre hervorragenden Böden, einzigartiges Mikroklima und teils starke Steigung auszeichnen, dürfen als AOC Alsace Grand Cru vermarktet werden. Jedoch sind nur die vier Edelrebsorten Riesling, Muscat, Pinot Gris und Gewürztraminer erlaubt. Eine Ausnahme bildet die Grand Cru Lage Zotzenberg, wo auch Sylvaner verwendet werden darf. Die Grand Crus machen 4 % der Gesamtproduktion des Weinbaugebiets aus.
Die Elsässer Weine, insbesondere die Grand Crus, zeichnen sich im Vergleich zu den deutschen Weinen durch Kraft, Fülle, grandiose reife Frucht und gleichzeitig frische Mineralik aus. Etwas Reife tut den Weinen nach der Abfüllung in der Regel gut, damit sie ihr ganzes Potenzial entfalten können. Die bewegte Geschichte der Region ist eine echte Erfolgsstory und die die heutige Qualität der Weine erklärt, warum die Franzosen lieber Elsässer als deutsche Weine trinken.