Zum Hauptinhalt springen Zur Suche springen Zum Menü springen

Cheverny

Die Heimat des Romorantin

Louise von Savoyen (1476-1531) war ein gewiefte politische Taktiererin. Sie sorgte dafür, dass ihr Sohn Franz I. (1494-1547) den französischen Königsthron bestieg, nahm maßgeblichen Einfluss auf seine Politik und vertrat ihn als Regentin während seiner Italienfeldzüge. Und Franz I. verehrte seine Mutter, die häufiger im Schloss Romorantin residierte. So beschloss er, ihr als steingewordenen Ausdruck dieser Verehrung ein prächtiges Schloss vor Ort zu errichten. Zu dem Schloss sollte ein Weinberg gehören. Dafür ließ er 80.000 Rebstöcke der Sorte Dannery aus dem Burgund kommen. Aus dem geplanten Schlossbau wurde nichts. Stattdessen ließ er 40 Kilometer weiter nördlich mit dem Château de Chambord das größte aller Loireschlösser errichten. Heute erinnert nur noch die von ihm importierte Rebsorte - die mittlerweile Romorantin heißt und nur hier kultiviert wird - an sein einstiges Vorhaben.

 

Artikel 1 - 20 von 21


Artikel 1 - 20 von 21

Nördlich der Appellation Sancerre beginnt die Loire, sich Richtung Westen zu neigen. Sie durchfließt zunächst Orléans, um nach weiteren 60 Kilometern Blois zu erreichen. Vor Blois erstreckt sich am linken Loireufer die Appellation Cheverny bis an die Appellationsgrenze der Touraine. Innerhalb des Gebiets von Cheverny liegt die Appellation Cour-Cheverny als Enklave. Im Süden begrenzt die seen- und waldreiche Sologne das Anbaugebiet.

Auch wenn hier erste atlantische Einflüsse spürbar werden, ist das Klima vorrangig gemäßigt-kontinental. Es ist etwas kühler als in der benachbarten Touraine und niederschlagsärmer, da die bewaldeten Erhöhungen und Täler der Loire-Nebenflüsse Biévre, Beuvon und Cosson die feuchte Atlantikluft fernhalten.

Die mageren Böden sind zumeist sandige Tonböden alluvialen und aeolischen Ursprungs, die auf gut drainierten Mergel- und Kalksteinunterböden ruhen. Dazwischen gibt es vereinzelte Inseln, die vermehrt Feuersteineinschlüsse aufweisen und vereinzelte Zonen, in denen Kalksteinaufschlüsse dominieren.

 

Von den Vins de Sologne zu Cheverny

Eine erste Blüte erlebte der Weinbau in der Region als das Parlament von Paris 1577 ein Gesetz erließ, das den Pariser Bürgern verbot, Weine zu kaufen, die in einem Umkreis von weniger als 20 Lieues (88 Kilometer) produziert wurden. In der Folge errangen die Weine aus Cheverny, die damals noch Vins de Sologne hießen, den Ruf eines Crus.

Und selbst noch Jules Guyot (1807-1872) – Arzt, Physiker, Erfinder eines neuen Lokomotivtyps und Entwickler eines nach ihm benannten Fruchtruten-Schnittsystems, das heutzutage im europäischen Qualitätsweinbau am häufigsten praktiziert wird – hob in seinen Études des vignobles de France (1872) die Arbeit der Winzer des Cheverny-Gebiets hervor. Ihre Weinbergsarbeit diente ihm als Referenz für einen zeitgenössischen Qualitätsweinbau.

 

Cheverny vs. Cour-Cheverny

Die Weine, die unter der Bezeichnung Cheverny angeboten werden, sind grundsätzlich Cuvées aus verschiedenen Rebsorten. Rund 50 Winzer erzeugen auf etwas mehr als 600 Hektar Rebfläche in 25 Gemeinden Weine in allen drei Farben.

Etwas mehr als die Hälfte des produzierten Weins ist weiß und besteht hauptsächlich aus frischen und fruchtigen Sauvignon blanc, der um Orbois und/oder Chardonnay ergänzt wird. Ungefähr ein Drittel der Produktion machen saftige Rotweine aus Pinot Noir aus, die mit Gamay und/oder Côt (Malbec) cuvetiert werden. Rund zehn Prozent sind würzige Rosés mit typischen Röstaromen.

Die Besonderheit der Weinregion aber sind die Weine, die unter der Bezeichnung Cour-Cheverny in den Handel kommen. Dabei handelt es sich ausschließlich um Weißweine aus der Rebsorte Romorantin. Rund 30 Produzenten kultivieren die Sorte auf gut 50 Hektar Rebfläche in elf Gemeinden, die innerhalb der Appellation Cheverny liegen. Es sind die weltweit einzigen Rebstöcke der Sorte, die hier in den Weinbergen südlich von Blois, ihre adäquate Heimstatt gefunden haben, um ihr volles Ausdruckspotential zu entwickeln.

Die Trauben werden traditionell bei leichter Überreife gelesen. Ihr Alterungspotential liegt weit über den Weinen der Appellation Cheverny, deren direkte Fruchtexpression den Weinen aus Cour-Cheverny abgeht. Dafür verfügen die in ihrer Jugend strohgelben Weine über Mandelaromen und eine beeindruckende Länge. Mit dem Alter bekommen die Weine goldene Reflexe und delikate Aromen nach Honig und Akazienblüte.