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Beaujolais

Die Wiedergeburt einer Region

Noch bis in die 90er Jahren wurde das Weinbaugebiet für seinen einfachen, leichten und fruchtbetonten Beaujolais Nouveau gefeiert, der jedes Jahr am dritten Donnerstag im November die Märkte überschwemmte. Noch heute beeinflusst diese Periode das Image der Region und hält so manchen Weinliebhaber davon ab, im Regal zu einer Flasche Beaujolais zu greifen. Fakt ist jedoch, dass im Beaujolais heute wieder grandiose, komplexe Terroirweine vinifiziert werden, die ihren verdienten Platz auf den besten Weinkarten der Welt haben.

 

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Böden, Klima und Klassifikation des Beaujolais

Das Beaujolais liegt südlich des Burgunds an der Grenze zum Mâconnais auf einem Streifen von 50 Kilometer Länge und etwa 30 Kilometer Breite. Weinrechtlich gehört es zum Burgund - auch wenn hier gänzlich andere Weine entstehen. Die Reben profitieren von einem ausgeglichenen kontinentalen Klima.

Gamay ist mit über 95% der Anbaufläche die klar dominierende Rebsorte der Region. Doch warum ist die Rebsorte gerade im Beaujolais so stark vertreten. Die ertragreiche Sorte liefert auf Granitböden besonders gute Weinqualitäten, denn diese sauren, nährstoffarmen Böden zügeln den Ertrag der Reben auf natürliche Weise, sorgen so für besseres Traubenmaterial und geben ihnen eine feine, kühle Mineralik mit.

Genau diese Granitböden finden sich auf den Hügeln der zehn Cru-Appellationen im Norden des Beaujolais - Brouilly, Chénas, Chiroubles, Côte-de-Brouilly, Fleurie, Juliénas, Morgon, Moulin-à-Vent, Régnié und Saint-Amour. Um die Cru-Gemeinden, ebenfalls im Norden der Region, verteilen sich die Weinberge der AOC Beaujais Villages auf etwa 5000 Hektar. Auch hier findet sich Granit, jedoch im Mix mit Porphyr, Schiefer, Sand und Lehm. Im flachen Süden wird der einfache AOC Beaujolais auf etwa 10.000 Hektar Rebfläche produziert. Hier herrschen Ton und Kalkstein vor. Während auf Kalk im Burgund hervorragende Chardonnays und Pinot Noirs entstehen, liefert der Gamay einfachere, zugänglichere und fruchtbetontere Weine als im Norden des Anbaugebiets. Zudem liegen hier auch die Erträge höher. Es überrascht also nicht, dass im Süden vor allem günstiger Wein en masse produziert wird.

 

Karte Beaujolais

 

Die Geschichte des Beaujolais

Lange Zeit nahm Gamay auch im Burgund eine wichtige Rolle ein. Die Benediktinermönche des Klosters Cluny und die Zisterzienser der Abtei Clos de Vougeot pflanzten bereits im 13. Jahrhundert Gamay im Burgund an, da die Rebsorte zuverlässig reifte und hohe Erträge lieferte. Dies machte der edlen Burgundischen Rebsorte Pinot Noir Konkurrenz und so verbannte Philipp der Kühne, Herzog von Burgund, den Gamay 1395 kurzerhand aus dem Burgund.

Im Beaujolais wurde die Rebsorte zwar weiterhin angebaut, jedoch spielte der Weinbau hier bis Mitte des 17. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle. Das änderte sich erst mit der Eröffnung des Briare-Kanals im Jahr 1642, der die Loire mit der Seine verband. So gelangten die Weine nach Paris und erreichten damit ein großes Publikum. 1937 erhielt das Beaujolais den Status einer eigenen Appellation d'Origine Contrôlée. Beaujolais verkaufte sich gut und die Weine aus den Cru-Lagen erzielten bis in die 50er-Jahre ebenso hohe Preise wie die Tropfen des Burgunds.

Bisher durften die Beaujolais-Weine erst ab dem 15. Dezember des Erntejahres offiziell verkauft werden. Auf Drängen der Winzer hin wurde diese Regelung am 13. November 1951 jedoch gelockert und es wurde bestimmt, dass die Weine bereits am dritten Donnerstag im November als Beaujolais Nouveau verkauft werden durften. Ein gewisser Georges Dubœuf erkannte hierin seine Chance auf das große Geld. Er begann alle Trauben hinzuzukaufen, die er bekommen konnte und exportierte den Nouveau in die ganze Welt. Mitte der 1990er Jahre machte der Beaujolais Nouveau mehr als die Hälfte der gesamten Beaujolais-Produktion aus.

Doch wie so oft brachte die Massenproduktion Qualitätseinbußen mit sich. Besonders litten die Qualitätswinzer der Cru-Gemeinden darunter. Um dem Image- und Absatzproblem zu begegnen, bildete eine kleine Gruppe von Winzern eine Gegenbewegung, darunter auch die Spitzenwinzer Jean Foillard und Joseph Chamonard. Ihr Ziel: Hochwertige Terroirweine, so naturnah wie möglich produziert. Es dauerte eine Weile, doch nach einiger Zeit entdeckten die Sommeliers der Pariser Bistrots die Weine der Beaujolais-Crus wieder für sich und heutzutage genießen sie weltweit einen hervorragenden Ruf.

Den Beaujolais Nouveau gibt es noch immer. Zwar ist der Absatz stark zurück gegangen, doch wir freuen uns jedes Jahr auf die Beaujolais-Party im November, wenn der neue Jahrgang erscheint. Selbstverständlich sind das keine großen, tiefsinnigen Weine. Aber was spricht dagegen, ab und zu mal einen reinen Spaßwein ins Glas zu bekommen?

 

Die Weine des Beaujolais

Die Rebsorte Gamay wird aufgrund ihres hellen Fruchtfleischs auch „Gamay Noir à Jus Blanc“. Die Beerenschale ist zwar dunkel aber dünn. Da in der dünneren Beerenhaut weniger Tannine sitzen, fallen die Weine des Beaujolais gerbstoffärmer aus. Ein weiterer Grund ist das spezielle Herstellungsverfahren im Burgund – die Macération Carbonique. Bei der Kohlensäuregärung werden die unentrappten, unzerkleinerten Trauben in einem sauerstofffreien, unter CO2-gestellten Gärbehältnis eingelagert.  Dadurch wird eine spontane, intrazelluläre Gärung initiiert. Diese zieht Aromastoffe und Farbstoffe aus der Schale ins Innere der Beeren, was zu einer besonders intensiven Fruchtigkeit führt. Zudem wird die Extraktion von Tanninen reduziert.

Während es sich bei den Beaujolais aus dem Süden vor allem um süffige, jung zu trinkende Alltagsweine handelt, sind die Weine des Nordens weitaus komplexer und jeder der Crus zeigt seine eigene charakteristische Aromatik. So präsentieren sich die Weine aus Morgon und Moulin-à-Vent körperreicher und tiefgründiger, während sich Fleurie und Côte de Brouilly eleganter und filigraner zeigen. Allen gemein ist die intensive Kirscharomatik, die mal frischer und mal reifer ausfällt. Sicherlich fehlt es den Weinen der Crus nicht an Ernsthaftigkeit, die ihnen auch einen Platz auf den Weinkarten der besten Sternerestaurant sichert. Abr die Tropfen des Beaujolais bringen so viel Trinkfreude ins Glas, dass keine Weinbar an ihnen vorbeikommt. Insbesondere im Sommer sorgen niedrige Alkoholgrade und die ihnen innewohnende Frische für viel Vergnügen.

Aus Chardonnay wird übrigens auf nur etwa 175 Hektar im Norden des Beaujolais auch hervorragender Weißwein produziert. Nur sehr wenige Winzer können von sich behaupten Chardonnay-Reben in ihrem Besitz zu haben. Einer davon ist Jean-Claude-Lapalu. Sein intensiver Beaujolais Blanc ist eine kleine Rarität, die es zu entdecken gilt.