Madiran

Am linken Ufer des Flusses Ardour wellen sich die waldbekronten Hügel sanft vor dem erhabenen Panaroma der Pyrenäen-Gipfel. Der rund 100-Kilometer-entfernte Atlantik sorgt für reichlich Niederschläge im Frühling, die Sommer sind heiß, der Herbst trocken und sonnig – perfekte Bedingungen für den Weinbau, wie schon die Benediktinermönche der Abtei von Madiran im 11. Jahrhundert erkannten, als sie ihren Wein an die Pilger ausschenkten, die der Jakobsweg hier vorbeiführte.

Auf den hier vorherrschenden Lehm-, Kalksteinböden und grebb-genannten, eisen- und manganhaltigen Kieselsteinen, die einst von den Pyrenäengletschern hinaberodierten, wächst auf rund 1.200 Hektar mit dem Madiran eines der ungeschliffenen Juwele des französischen Rotweins. Ungeschliffen auch deshalb, weil dem vorrangig aus der Rebsorte Tannat gekelterten Wein nur wenig Glattes eignet. Zumindest, wenn er zu früh geöffnet wird. Nach einigen Jahren der Flaschenreife aber verwandelt sich der spröde, gerbstoffreiche und säurebetonte Wein in einen funkelnden Tropfen, der es problemlos mit klassifizierten Gewächsen des Bordelais aufnehmen kann.

Die kleinbeerige, dickschalige Tannat verfügt über einen solch hohen Tanningehalt, dass die Winzer der Gascogne gewaltige Anstrengungen unternahmen, um den unbändigen Wein zu zähmen und bereits in der Jugend trinkbar zu machen: Sie verschnitten die Tannat mit den beiden roten Cabernets. Und sie erfanden die Mikro-Oxygenation, bei der durch das kontinuierliche Zupumpen geringer Sauerstoffmengen die Polymerisation der Polyphenol- und Anthocyanketten beschleunigt werden, wodurch die Weine weicher, saftiger und reifer anmuten.

Ganz nebenbei gelten Weine aus der Rebsorte Tannat zudem aufgrund ihres hohen Gehaltes an Cyanidin und Resveratrol als besonders gesundheitsfördernd. Wir empfehlen für den puren Genuss einen reifen Madiran aus 100 Prozent Tannat mit seinen ausgeprägten Beerenaromen und den typischen Gewürznoten. Was die Gesundheit betrifft, raten wir zu regelmäßiger Bewegung und die Vermeidung von Stress.

Weißweine aus demselben Anbaugebiet kommen übrigens unter der AOP-Bezeichnung Pacherenc du Vic-Bilh in die Flasche. Der tiefgelbe, langlebige und opulente Weißwein mit Aromen nach Honig und kandierten Früchten wird größtenteils aus den Rebsorten Petit Courbu und Petit Manseng bzw. Gros Manseng gekeltert. Zumeist wird er moelleux (halbsüß bis süß) produziert und bietet sich als klassische Begleitung zu Foie gras an. Ist er trocken, trägt er den Zusatz „sec“ auf dem Etikett.


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