Irouléguy
Wollte man die Aromen des Baskenlandes kurz skizzieren, müsste man auf den luftgetrockneten Schinken vom Kintoa-Schwein verweisen, auf den nussigen Ossau-Iraty aus Schafsmilch, auf den rauchigen Piment d’Espelette und die rassigen, zumeist trüben Cidre, die einen etwas höheren Alkoholgehalt als ihre Vettern aus der Normandie haben. Und natürlich gibt es auch Wein, wenn auch zugegebenermaßen nicht sehr viel. Denn Sie befinden sich in der kleinsten Weinregion Frankreichs.
Kaum mehr als 200 Hektar Reben wachsen in der AOP Irouléguy zwischen 200 und 400 Meter Höhe auf zahlreichen Bodenformationen. Hier finden sich Kalkstein, Buntsandstein, Glimmerschiefer und Keuper. Auch wenn das Klima atlantisch geprägt ist, mit moderaten Regenfällen, zumeist im Winter und warmen Sommern, gibt es aufgrund der Täler und der darüber thronenden Pyrenäengipfel zahlreiche Mesoklimata.
Im Herbst weht der warme und trockene Haïze Hegoa von Süden und es ist sonnig, was die Lese erleichtert. Die ist an den steilen, zumeist terrassierten Hängen des Cize-Tals und des Arradoy anstrengend genug. Der Einsatz von Maschinen ist hier kaum möglich. Alles geschieht in mühevoller Handarbeit.
Über zwei Drittel des hier produzierten Weins sind charaktervolle Rotweine aus den Rebsorten Tannat und den beiden roten Cabernets, ein knappes Viertel duftige Roséweine und der Rest ausdrucksstarker Weißwein, der aus den Sorten Gros Manseng, Petit Manseng und Courbu gekeltert wird.
Im 18. Jahrhundert wurden die Weine aus Irouléguy über den Hafen von Bayonne bis nach Deutschland, England und die Niederlande verschifft. Dann sank das Interesse der Weinwelt. Seit einigen Jahren aber erobern die Weine aus dem Irouléguy die Weinkarten der Pariser Edellokale und lassen Weinkritiker gespannt in den äußersten Südwesten Frankreichs spähen.