Fronton

Alles begann angeblich damit, dass ein Offizier des Napoleonischen Heers aus der italienischen Stadt Parma zurück nach Toulouse kam. Im Gepäck hatte er ein Veilchen als Geschenk für seine Verlobte. Seitdem steckt Toulouse im Veilchen-Fieber. Hier finden Sie Veilchen-Bonbons, Veilchen-Sirup, -Honig, -Senf, -Seife, -Parfum… Und jedes Jahr im Februar findet der Fête de la Violette auf der Place du Capitol vor dem herrschaftlichen Rathaus in Toulouse statt.
 
Die dazugehörige Veilchenart - Viola Alba „Parme de Toulouse“ - wird größtenteils im Norden der Stadt in Gewächshäusern kultiviert. Und von dort aus können Sie, wenn Sie in Fahrtrichtung schauen, schon die Weinberge des Fronton sehen, die auf den drei breiten Schwemmland-Terrassen zwischen Garonne und Tarn angelegt wurden.
 
Hier wachsen auf etwas mehr als 2.000 Hektar Trauben zwischen 100 und 220 Meter Höhe, aus denen vorrangig Rotweine gekeltert werden, weniger Rosé und vereinzelt Weißwein, der als Vin de France klassifiziert wird. Die meistangebauten Rebsorten sind Syrah, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Fer Servadou und Gamay. Die Besonderheit der Region aber ist die Négrette, deren Anteil in den Appellationsweinen mindestens 50 Prozent betragen muss.
 
Der Legende nach wurde die Rebsorte einst von den Rittern des Johanniter-Ordens, die hier weitflächige Ländereien besaßen, aus Zypern mitgebracht. Moderne DNA-Analysen legen hingegen nahe, dass die Rebsorte aus dem französischen Südwesten stammt. Aufgrund ihrer dünnen Schale ist sie anfällig für den falschen und echten Mehltau, sowie für die Rotfäule. Zum Glück weht im Fronton zumeist der Autan von Südwest, der die Rebgärten belüftet und so für gesundes Lesegut sorgt.
 
Die Weine aus der Rebsorte Négrette haben eine dunkle Farbe, geringe Säure und sind äußerst aromatisch. Sie versprühen typischerweise einen Duft von Erdbeeren, schwarzen Früchten, Lakritz. Und – nun kommt der schiere Zufall ins Spiel – sie haben ein intensives Veilchenaroma. Wohl auch deshalb werden diese Weine mit Vorliebe in Toulouse getrunken, wo sie auch „Beaujolais de Toulouse“ genannt werden.
 
Wir empfehlen dazu einen Cassoulet, jenen berühmten Toulouser Eintopf mit weißen Bohnen, Enten-, Rindfleisch und Saucisse de Toulouse, der vor dem Servieren eine halbe Ewigkeit im Ofen schmort. Und sollten sie zum Dessert eines der Toulouser Pâtisserie-Kunstwerke mit Veilchen bekommen, raten wir zu einem Champagner als Begleitung. Wobei wir dieses Mal – schon aus Gründen des önologischen Ernstes – empfehlen, auf die kandierten Veilchenblüten zu verzichten, mit denen in Toulouse die Schaumweine gerne dekoriert werden.


Artikel 1 - 1 von 1