Domaine Baravéou
Ich habe Jean-Philippe Fournay auf der Paulée de Meursault kennengelernt. Er hatte eine Flasche Romanée-Conti dabei, ich eine Flasche Château Rayas – wir hatten einen netten Abend. Seine Weine der Domaine Baravéou lernte ich erst später erkennen und war sofort von dieser eleganten, schon in der Jugend zugänglichen Mourvèdre-Interpretation fasziniert. Sébastien Visentin
Warum Sie dieses Weingut lieben werden
Sie lieben sonnentrunkene, mediterrane Weine, Ihnen fehlt aber die Geduld, all die Jahre zu warten, bis sich die Weine zugänglich präsentieren? – Dann sollten Sie zu den Weinen der Domaine Baravéou greifen. Wegen der früheren Lese und der sanften Vinifikation sind diese Weine bereits in ihrer Jugend Maienblüte ein Genuss. Dabei verzaubern sie mit einer Eleganz, die die Rebsorte Mourvèdre für gewöhnlich erst nach Jahren der Flaschenreife entwickelt.
Das Weingut
Fünf Minuten Autofahrt vom Mittelmeer entfernt, in der Gemeinde La Cadiére-d’Azur im Weinbaugebiet Bandol, erheben sich die mit restanques (Trockenmauern aus Naturstein) befestigten Rebterassen im Halbrund wie ein Amphitheater vor struppigen Wäldern und dem Azurblau des provenzalischen Himmels. Am Fuße des Amphiteaters trotzt ein mannshohes, aus Stahlstäben geschweißtes Pferd stoisch den Böen des Mistrals. Wir befinden uns auf dem Lieu-dit Baravéou, nach dem Jean-Philippe Fournay sein Weingut benannt hat.
2011 begann Jean-Philippe hier 3,5 Hektar der tonhaltigen, triassischen Kalksteinböden vor allem mit Mourvèdre und ein wenig Grenache zu bestocken. Die dabei verwendeten Reiser stammen allesamt aus massaler Selektion. Zusätzlich erwarb Jean-Philippe einen Hektar mit 40 Jahre alten Rebstöcken in der Nachbargemeinde Le Castellet, wo kalkhaltiger Mergel und Sandstein vorherrschen.
Die Weinberge haben noch nie Chemikalien gesehen und auch Jean-Philippe lehnt deren Einsatz kategorisch ab. Von Anbeginn verschrieb er sich einem nachhaltigen, biodynamischen Weinbau. Die Arbeit im Weinberg erfolgt im Einklang mit den Mondzyklen. Es werden nur natürliche Düngemittel aus der eigenen Domaine verwendet. Und anstatt Herbizide anzuwenden, kooperiert Jean-Philippe mit einem Schäfer, der seine Herde regelmäßig durch die Rebzeilen treibt. Um eine Verdichtung des Bodens zu vermeiden, wird keine schweres Gerät für die Bodenbearbeitung der Weinberge eingesetzt. Stattdessen spannt Jean-Philippe seine Pferde vor den Pflug.
Die Vinifikation
Jean-Phillipe produziert aktuell zwei Weine, die beide aus 90 Prozent Mourvèdre und zehn Prozent Grenache bestehen. Bei beiden Weinen werden die Trauben, anders als in Bandol üblich, bereits vor der Vollreife gelesen, um die Frische zu erhalten. Bei der manuellen Lese werden die Trauben im Weinberg selektioniert, später im Keller werden die Trauben vollständig entrappt.
Beim Bandol Rouge werden sie für drei bis vier Wochen eingemaischt, wobei auf eine Piégeage verzichtet wird, um die Extraktion der Tannine möglichst gering zu halten. Jean-Philippe zielt eher auf ein Infusionsverfahren, denn auf eine Extraktion. Nach der Maischestandzeit reift der Wein für 18 bis 20 Monate in gebrauchten Fässern von 600 bis 1.200 Litern. Es wurden rund 9.000 Flaschen pro Jahr produziert.
Bei seinem Rosé wird ein Teil des Weins direkt gepresst, der andere Teil durchläuft eine kurze Maischestandzeit, bevor die Grundweine sechs Monate separat in Betontanks reifen. Vor der Füllung werden die einzelnen Weine cuvéetiert.
Der Mensch hinter dem Wein
Als Jean-Philippe 19-jährig in der Region Bandol ankam, hatte er keinen Sous in der Tasche. Aber er wollte ohnehin nicht lange bleiben. Der Plan stand fest: Erst würde er ein Jahr auf Château de Vannières arbeiten, Geld verdienen, vor allem aber einige nette Erfahrungen sammeln. Danach würde er sein Ingenieursstudium in Toulouse aufnehmen. Seitdem sind über zwei Jahrzehnte verstrichen. Die Toulouser Hochschule hat ihn bis heute nicht gesehen.
Ursprünglich stammt Jean-Philippe aus dem Burgund. Sein Patenonkel war Winzer in Pommard. Schon als Kind half er ihm im Weinberg – und infizierte sich dabei mit dem Winzervirus. Weshalb sein Önologie-Fachdiplom in Beaune - wo er übrigens die Schulbank gemeinsam mit Marc Bachelet drückte – nur folgerichtig war. Dazu kamen verschiedene Praktika auf Burgundischen Weingütern, wovon insbesondere das bei Henri Bouillot hervorgehoben werden muss, der ihn auch zum traditionsreichen Château Vannières vermittelte.
Jean-Philippe blieb dort zwölf Jahre. Danach wechselte er zur 60-ha-großen Domaine Suffrène, wo er den Übergang zum biologischen Weinbau vorantrieb, bevor er der für die Rebgärten verantwortliche Chef de culture auf der Domaine Tempier wurde. In dieser Position ist er noch heute tätig.
Doch seit seiner Kindheit lodert in Jean-Philippe der Wunsch, Weine nach den eigenen Vorstellungen zu produzieren. Nur wie das Ganze anstellen, wenn man ohne solventen Geldgeber in einer Region lebt, in der die Grundstückspreise ein Vermögen kosten? - Dann hörte Jean-Phillippe 2011 von einem alten, bezahlbaren Bauernhof mit 7,5 ha Fläche, der zum Verkauf stünde.
Der Bauernhof erwies sich als Ruine und vom dazugehörigen Land hatte längst die wild wuchernde Macchie-Vegetation Besitz ergriffen. Die restanques, mit denen die Hänge einst terrassiert wurden, waren eingestürzt. Und Jean-Philippes Freunde, die ihm vom Kauf abrieten und prophezeiten, er werde hier niemals auch nur einen einzigen Rebstock setzen, meinten es nur gut mit ihm. Jean-Philippe aber wusste, dass dies ist seine einzige Chance ist, seinen Traum zu verwirklichen.
Und so machte er sich abends und am Wochenende, nach getaner Angestelltentätigkeit, an das herkulische Unterfangen das Gelände zu roden, die zerfallenen restanques aufzurichten, die Ruine herzurichten und 3,5 Hektar mit Rebe um Rebe zu bestocken. Zudem erwarb er eine ein Hektar große Parzelle mit 40 Jahren alten Rebstöcken in der Nachbargemeinde. Nach vier Jahren der unermüdlichen Arbeit produzierte Jean-Philippe 2015 seinen ersten eigenen Jahrgang.
Pressestimmen
Im Jahr 2021 gehörte Jean-Philippe zu den wenigen Winzern, die die Revue du vin de France auf ihre Liste des grands vigneron de demain setzte. Für das Jahr 2025 wurde er von der Jury der gleichen Zeitschrift als Favorit (Coup de coeur de jury) der Region Provence ausgezeichnet.